Zu Besuch in Lüneburg
Schwangere Häuser, schöne Türen und Currywurst

Unterwegs | 22. September 2019

Samstag, 01. Juni, 08:00 Uhr. Mein Wecker klingelt. Normalerweise würde ich verzweifelt versuchen, dass Ding zum Schweigen zu bringen, mich ärgern, dass ich vergessen habe es auszuschalten, und dann versuchen noch zwei bis sechs Stunden weiterzuschlafen. Aber nicht heute. Stattdessen bin ich sofort hellwach, schlüpfe aus dem Bett und tappse barfuß ins Bad, um mir den Schlaf aus dem Gesicht zu waschen.

Heute ist mein Geburtstag und ich habe mir einen Tagesausflug nach Lüneburg gewünscht. Zum Glück spielt das Wetter mit und so kann ich nicht nur bei strahlendem Sonnenschein einen Tag in diesem schönen, außergewöhnlichen Städtchen verbringen, sondern habe gleichzeitig eine super Ausrede, weshalb ich keine Geburtstags-Party schmeiße. Zwei Fliegen mit einer Klappe! (Selbstverständlich schlage ich keine Fliege mit einer Klappe – ich bin schließlich Veganer*in, was denkst du denn von mir?!)

Gegen 09:00 Uhr machen mein Freund und ich uns mit dem Auto auf den Weg. (Eigentlich wollten wir den Zug nehmen, aber die Verbindungen von Bremen nach Lüneburg sind etwas bescheiden und so fiel die Wahl doch auf die alte Dreckschleuder.)

In Lüneburg angekommen führt uns der erste Weg zu einem kleinen Café, das ich am Vorabend rausgesucht habe, und wo wir erst einmal frühstücken und von dort aus unsere Wanderung durch die Stadt beginnen wollen.

Anna‘s Café liegt direkt am Fluss und hat jede Menge Platz, um draußen in der Sonne zu sitzen – nur leider ist es bis auf den letzten Platz gefüllt. Zum Glück wird unsere Geduld jedoch nicht allzu lange auf die Probe gestellt und wir können einen Platz direkt am Wasser ergattern. Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkt auch eine der Kellnerinnen unsere Anwesenheit und bringt uns zwei Karten, die in alte Kinderbücher geklebt sind, sowie eine Schüssel Popcorn, die bei mir allerdings nicht lange überlebt. Noch einmal eine Ewigkeit später können wir unsere Bestellung aufgeben: Zweimal das vegane Rührei-Frühstück und Cappuccino mit Hafermilch. Als das Frühstück kommt, sind wir von der Portionsgröße etwas enttäuscht und auch geschmacklich ist das Essen eher durchschnittlich. Etwas enttäuscht und nicht ganz satt machen wir uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden.

Wir beginnen unseren Stadtrundgang beim ehemaligen Wasserturm, von dem aus man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt hat. Leider ist der Aufzug kaputt und so müssen wir die gesamten 298 Stufen bis nach oben zu Fuß nehmen. Oben angekommen läuft man zunächst durch eine kleine Ausstellung zum Thema Wasser, die sich über zwei (oder waren es drei?) Etagen erstreckt. Hier lernt man, wie so ein Wasserturm eigentlich funktioniert, warum Wasser so wichtig für das Leben auf der Erde ist und welche Rolle es in der Geschichte Lüneburgs gespielt hat. Außerdem kann man ein kleines Wasser-Quiz machen (an dessen Entwicklung mein Vater maßgeblich beteiligt war – kleiner Fun-Fact am Rande). Auf dem Dach angekommen werden wir mit einer wundervollen Aussicht über Lüneburg belohnt. Und falls ihr selbst einmal dort oben steht, hier schon mal der Hinweis: Nein, ihr habt keinen Knick in der Optik, der Turm der gegenüberliegenden St.-Johannis-Kirche ist wirklich schief… und ich dachte die ganz Zeit, ich könne meine Kamera nicht gerade halten 🤦‍♀️

Anschließend laufen wir kreuz und quer durch die kleine Stadt und bestaunen vor allem die besondere Architektur, für die Lüneburg so bekannt ist. Viele der Häuser in der Altstadt wurden aus Backsteinen mit Gips und Anhydrit als Kalkmörtelersatz erbaut. Dieses Gemisch nimmt Wasser aus der feuchten Luft auf und beginnt durch eine chemische Reaktion, sein Volumen zu vergrößern. Dadurch wächst und verformt sich das äußere Mauerwerk und wird krum und schief. Besonders gut zu sehen ist das beim sogenannten „Schwangeren Haus“, das mit den Jahren einen richtigen Bauch bekommen hat.

Das schwangere Haus befindet sich in unmittelbarer Nähe des historischen Rathauses, ein wunderschönes Gebäude, vor dem gerade der Wochenmarkt stattfindet. Auch von innen soll das Rathaus sehr schön sein, allerdings kommt man nur im Rahmen einer Führung rein und wir kommen leider genau zwischen zwei Führungen dort an und wollen nicht eine Stunde dort warten, sondern beschließen ggf. später wieder zu kommen (was wir nicht gemacht haben…).

Nach ein paar Stunden des kreuz und quer durch die Stadt Laufens bekommen wir Lust auf eine kleine Verschnaufpause und eine Zwischenmahlzeit und so steuern wir die Pommesbude Jim Curry an. Die kleine Bude bietet hauptsächlich Pommes (hätte man bei einer Pommesbude ja fast nicht erwartet… 😅) mit unterschiedlichen Saucen und Currywurst. Das vegane Angebot ist ziemlich gut, besonders die Saucen sind fast alle vegan. Wir gönnen uns zwei richtig leckere Currywürste mit Pommes und zwei kühle Bier, bevor wir unseren Streifzug durch die Stadt fortführen.

Leider habe ich eine kleine Schwäche für schöne Türen und davon gibt es in der Lüneburger Altstadt wirklich eine ganze Menge. Mein armer Freund ist irgendwann völlig entnervt, weil ich alle drei Meter stehen bleibe, um irgendein hübsches Haus zu fotografieren – bzw. dessen Eingang. Die Fotos möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten – hier also eine kleine Galerie von Lüneburgs schönsten Türen:

Da uns vom vielen Laufen so langsam die Füße schmerzen, suchen wir uns einen Biergarten nahe des Flusses, genießen jeweils ein schönes kühles Alster und beobachten das Treiben am und auf dem Fluss. Praktischerweise liegt der Biergarten ganz in der Nähe unserer letzten geplanten Station: Soraya, einem persischen Restaurant, wo wir um 19 Uhr einen Tisch reserviert haben. Die freundliche Bedienung bietet uns an, unseren reservierten Platz nach draußen in die Sonne zu verlegen, was wir natürlich nicht ablehnen. Wir beginnen mit einer Auswahl persischer Vorspeisen und bestellen anschließend Käbbe (mit Erbsen, Gemüse und Granatapfelkernen gefüllte Bulgurbällchen) und Adas ba Esfanaj (Linsen auf Spinat in Curry-Sauce mit Zwiebeln, Anis und Nelken). Eigentlich hätten wir gerne noch einen Nachtisch gegessen, sind aber beide schon zu vollgefuttert, um noch irgendetwas aufnehmen zu können.

Und so lassen wir den Tag in den letzten wärmenden Sonnenstrahlen mit einer wirklich fantastischen Mahlzeit ausklingen und beobachten dabei das abendliche Treiben. Anschließend laufen wir durch die Stadt zurück zu unserem Auto und stellen erstaunt fest, wie viele junge (tätowierte) Menschen auf einmal auf den Straßen sind. Vielleicht aber doch nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Lüneburg eine der höchsten Kneipendichten Deutschlands hat.

Satt, glücklich und voller neuer Eindrücke und Erinnerungen treten wir den Heimweg an und fallen zuhause müde, aber zufrieden ins Bett. Das war bestimmt nicht unser letzter Besuch in dieser hübschen Hansestadt – das nächste Mal fangen wir aber vielleicht lieber mit einem Frühstück bei Tante Käthe an, die wir auf unserem Rundgang entdeckt haben und die ein leckeres veganes Angebot zu haben scheint.

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